Schauspieler


Schauspielen fand ich immer einfach. (Sancta simplicitas!) Mit 24 geriet ich in die Krise. Ich begriff (sehr langsam), dass ich einen Beruf brauchte. Bis dahin war ich einfach meinen Interessen nachgegangen. Aber wo führte mich das hin! Philosophie Studieren ist schön, Lehrer Sein nicht. Klavier Spielen und Tonsatz Studieren ist schön, aber ein Leben als Pianist? Völlig unvorstellbar.
Ich rettete mich. In das Metier, das (vermeintlich) einfach war.
Ich hatte aber keine Ahnung, auf was ich mich einließ.
Ich wurde an der Hochschule der Künste in Berlin als Schauspielstudent aufgenommen (1985), und was folgte, war eine Explosion, emotional, körperlich, künstlerisch. Ich begriff, was kreativer Ausdruck sein kann.
Was folgte, in Kürze:
Die ersten Berufsjahre war ich am Burgtheater in Wien (1988-1991). Gute Adresse. Ich kam aber nicht klar, war aufmüpfig und leider nicht erfolgreich genug, um mir das leisten zu können.
1992 bin ich nach Deutschland zurückgekehrt.
Seither spiele ich (hauptsächlich), inszeniere, manchmal arbeite ich auch als Musiker.
Zeitweise war ich Mitglied im Ensemble des Bühnenbildners Achim Freyer, der projektweise Tänzer, Schauspieler, Akrobaten, Musiker zusammenbringt. Was meinen künstlerischen Interessen entspricht.
Ein paar Jahre war ich freiberuflich unterwegs. Diese Existenzform passt besser zu mir als das Angestelltendasein. Aber natürlich ist es anstrengend, unentwegt auf Jobsuche zu sein.
2005-2011 war ich am Stadttheater in Gießen engagiert. Ich stellte fest, dass ich mit den Hierarchien besser klar kam als auch schon, dass ich mit der Kollegenschaft besser klar kam als auch schon, dass ich mit mir selbst besser klar kam als auch schon. Ich habe in Gießen eine ganze Reihe großer Rollen gespielt.
Die Kritik meinte dazu:

Kritik / Szenenfotos (Fotograf: Rolf Wegst)
Fotos von Christian Fries (Fotograf: Rolf Wegst)

Früher habe ich im Spielen immer das emotionale Ventil gesehen. Inzwischen schätze ich es höher ein, es ist auch eine Kunst – und leider nicht ganz so einfach, wie ich immer dachte!
Übrigens bin ich 2011 wieder in die unsichere Welt der Freiberuflichkeit zurückgekehrt. Neuer Anregungen halber!

Und seither?
Habe ich u.a.Thomas Bernhards Roman "Der Untergeher" in einer eigenen Fassung auf die Bühne gebracht. Eine wirkliche Herausforderung! Zwei Stunden Text so spielen, als entstünde er im Moment! So die selbstgestellte Aufgabe. Die Erfahrung war so eindrücklich, dass ich parallel ein Buch dazu verfasst habe, das sich mit einigen technischen Fragen des Spielens auseinandersetzt, die mich bei dieser Arbeit (und auch vorher in Gießen) beschäftigt haben. Vor allem mit dem Problem des Auswendiglernens und der leidigen Frage, was es heißt, einen Text nicht nur zu sprechen, sondern auch zu denken. Das Buch heißt, nach einem Zitat Becketts: "Denke, Schwein!" Ich hoffe, ich finde einen Verleger.

Mein Roman KR / Kleiner Roman über die Angst thematisiert u.a. auch das Theater, die Verhältnisse dort, das Spielen. Zwei Ausschnitte aus der Anfangsphase des Romans. Der junge Protagonist nimmt die Arbeit an einem Theater in der Provinz auf. In X-Town.
- Im Büro des Intendanten
- Konzeptionsprobe

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