Regisseur


Die leere Bühne, der leere Geist. Eine Entsprechung ...



Dann kommen die Bühnenbilder aus den Lagerräumen, die Gespenster aus der Tiefe.
Die traumatischen Ereignisse finden ihren Ausdruck.



Und nach der Vorstellung wird alles wieder weggeräumt. Meditieren, auch ein Wegräumen, nur verläuft´s nicht immer ganz so plangenau wie der Umbau auf der Bühne.
Inszenieren bringt alles zusammen: die Affinität zum Wort, das analytische Denken, Spiellust, die Erfahrung, selbst auf der Bühne zu stehen, die Musik.
Mein Interesse geht dabei über den Realismus als Erzählform hinaus. Ich will auf der Bühne Ereignisse schaffen, die nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern durch die Magie der Form wirken. Durch den Rhythmus der Abläufe, durch den Körper des Schauspielers, durch eine formbewusste Sprachbehandlung. Ich will das Persönlichste, Innerste in geformtes Bühnengeschehen verwandeln. Und das Ergebnis sollte etwas Fremdes behalten.
Komisch sollte es übrigens auch sein.
Ein Beispiel:
Video von Shockheaded Peter

Shockheaded Peter, Trash Oper v. Phelim McDermott & Julian Crouch

Volkstheater Rostock 2004
Mit: Katrin Hansmeier, Jasmin Mattei, Dorothea Meissner, Frank Buchwald, Siegfried Kadow, Steffen Kretzschmar. Und den Musikern: Christoph Janner, Christian Kuzio, Martin Pollock.

Übersicht über meine bisherigen Arbeiten als Regisseur:


Glücklicherweise habe ich für meine Regiearbeit immer Nischen gefunden, auch im Stadttheatermilieu.
Ich inszeniere seit 1991, habe in der Zeit etwa 30 Produktionen gemacht.
Hier eine Auswahl, in chronologischer Reihenfolge, d.h. die neuesten zuletzt:

Die Nacht

Projekt nach dem gleichnamigen Gemälde von Max Beckmann
Uckermärkische Bühnen Schwedt 1991

Macbeth, v. William Shakespeare

Fassung für drei Hexen und ein Findelkind
Landesbühne Wilhelmshaven 1996
Musik

Der Bau – oder: Meistens wohnt der, den man sucht, nebenan

Text: Franz Kafka
ensemble neubau 2002
Förderpreis des Festivals Theaterzwang 2002, Dortmund
Video (in Arbeit)
Musik

Laudatio anlässlich der Verleihung des Förderpreises beim Theaterfestival Theaterzwang 2002:

„Der Bau besticht als überzeugende Ensembleleistung, handwerklich präzise und virtuos sowohl in der sprachlichen als auch körperlichen Ausführung. Mit geradezu zärtlicher Sorgfalt erarbeitet und humorvoll im Umgang mit Kafkas geschlossenem Text."


Spielstation: Adam und Eva

Musiktheater von Jan Klare und Christian Fries
Theater im Pumpenhaus, Münster 2003

Totentanz, v. August Strindberg

bremer shakespeare company 2002
Musik

„Die außergewöhnliche Inszenierung von Christian Fries lebt vor allem von ihrer traumhaften Wirkung, die sich immer wieder ins Grotesk-Komische steigert. Bemerkenswert ist die durchdachte Choreographie aus Bewegung, Text, Musik und Bühnenbild. ...
Neben der überzeugenden schauspielerischen Leistung des dreiköpfigen Ensembles ist es vor allem die von Fries selbst produzierte Klaviermusik, die Struktur und Rhythmus der Inszenierung unterstützt.“
Diabolo, 25.09.2002


Die Zähmung der Widerspenstigen, v. William Shakespeare

bremer shakespeare company 2003

„Auf den Punkt gebracht: Die aktuelle Produktion der Bremer Shakespeare Company hat alles, was es braucht, um zu einem echten Renner zu werden ... Dass dem so ist, liegt neben den teils grandiosen Darstellern vor allem an Regisseur Christian Fries, dessen Einfallsreichtum von der ersten bis zur letzten Minute die irrwitzigsten Blüten treibt, ohne – und das ist seine eigentliche Leistung – die Grundprobleme zu verwässern.“
Bremer Anzeiger, 18.01.2003


Grimm!

Vier Märchen der Brüder Grimm
ensemble neubau 2003

„Das neue Stück des freien Ensembles neubau erzählt in kurzen Szenen und verbindenden traumatischen Zwischen-Clips vier Märchen für Erwachsene. Auch bei Grimm! arbeitet das Ensemble mit assoziativen Bildern, körperlicher Expression und einer freien Dramaturgie, ohne durchgehende Handlungs- und Figurenillusion. Es wurde ein ungewöhnlich lustiger Abend, der von Regisseur Christian Fries überaus einfallsreich inszeniert wurde.“
taz, 5.2.2004

„Grimm! ist eine absolut präzise Arbeit, schlüssig von der ersten bis zur letzten Minute, gleichmäßig wie ein Dauerton, doch zugleich voller Wechsel der Spielarten und der Erzählperspektiven.“
WAZ


Auf dem Land, v. Martin Crimp

Stadttheater Gießen 2006
Fotos (Fotograf: Rolf Wegst)

I hired a contract killer, v. Aki Kaurismäki

Stadttheater Gießen 2008 (Spielort: Schlachthof Gießen)
Mit: Kyra Lippler, Irina Ries, Karsten Morschett, Roman Kurtz, Gunnar Seidel, Helmut Buntjer (Posaune)
Fotos (Fotograf: Rolf Wegst)

In seiner zweiten Gießener Regiearbeit hat Christian Fries den Filmstoff fulminant für den Schlachthof adaptiert. ...
Herausgekommen ist eine schrille Prozession, eine wilde Theaterrevue voll wüster Dekonstruktionen klassischen Schauspiels.
Fries nennt das: `zwischen Alptraum und Comic´.“
Rüdiger Oberschür



„Regisseur Christian Fries lebt mit seiner Adaption der Killergeschichte seine Freude am burlesken Bühnenspiel hemmungslos aus. Es gelingt ihm, die Geschichte auf mehreren Ebene gleichzeitig spannend und doch ironisch distanziert zu zeigen. ... Eine besonders gelungene Version des Stücks!“
Wetzlarer Neue Zeitung, 29. April 2008




Torquato Tasso, v. Johann Wolfgang v. Goethe

Stadttheater Gießen, 2008
Es sei nicht verschwiegen: Die Premiere wurde kräftig ausgebuht.
Wir waren wohl am falschen Ort.

„Wer mit Goethes „Torquato Tasso“ am Gießener Stadttheater einen klassischen Theaterabend erwartet, wird von Christian Fries´ Inszenierung enttäuscht. Es finden sich weder italienische Lustgärten noch opulente Kostüme des 16. Jahrhunderts, stattdessen eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit den Abgründen der Künstlerexistenz. ... Intendantin Cathérine Miville lobte die Qualität der Inszenierung und die „wunderbare Leistung“ der Schauspieler. Man könne eben „nicht garantieren, dass es immer allen gefällt“, so Miville. Man muss ihr Recht geben, wenn man sich ins Bewusstsein ruft, dass die Folge der Tod einer lebhaften Diskussion über die Aufgaben und Möglichkeiten der Kunst wären, also genau des, worum es Goethe beim Tasso geht.“
Giessener Zeitung



Bühnenbild: Marion Eiselé
Oben: Michael Lewenton, Gunnar Seidel, Isaak Dentler, Jan Klare
Unten: Roman Kurtz, Isaak Dentler




Das kunstseidene Mädchen, v. Irmgard Keun

Stadttheater Gießen 2009 (TiL)
mit Irina Ries (www.irinaries.de)
Musik

Die Besonderheit der Gießener Inszenierung: sie geht über eine psychologische Deutung hinaus. Das in Bewegung, Rhythmus und Sprachbehandlung ungewöhnliche Spiel von Irina Ries zeigt die berühmte Bühnenfigur in einem veränderten Licht. Für den Kampf gegen die soziale Deklassierung und die wachsende Einsamkeit des „kunstseidenen Mädchens“ findet Regisseur Christian Fries eindrückliche Bilder, die nicht die Entwicklung von Doris nachzeichnen, sondern ihre Persönlichkeit als eine Summe von verschiedenen Facetten zeigen.
Giessen-Server, 24.09.2009


Antonia verliert ihr Taschentuch

Festival TanzArt, Gießen 2010
mit Antonia Hess (Tanz)
Eine kleine Performance, aber erwähnenswert, weil vielleicht hier die Reise in Richtung Tanztheater weiter geht.

Wenn ihr euch totschlagt ist es ein Versehen,
v. Oliver Bukowski

Stadttheater Gießen 2011 (TiL)
Ein Stück über Künstlernöte. Das sind Nöte, die der Künstler mit sich und dem Bürger, und die der Bürger mit ihm hat. Pate steht Kleist, einziger Mörder unter den großen deutschen Dichtern. Die Inszenierung wurde positiv aufgenommen, was nicht hinderte, dass ein (vermutlich) als herabziehend empfundener Titel und ein (vermutlich den meisten) unbekannter Autor zu leider geringen Zuschauerzahlen führten. So kam das Stück über fünf Aufführungen nicht hinaus ...

Amerika, v. Franz Kafka (Spielfassung: CF)

Stadttheater Gießen 2012 (TiL)
"Als der sechzehnjährige Karl Roßmann, der von seinen armen Eltern nach Amerika geschickt worden war, weil ihn ein Dienstmädchen verführt und ein Kind von ihm bekommen hatte, in dem schon langsam gewordenen Schiff in den Hafen von New York einfuhr, erblickte er die schon längst beobachtete Statue der Freiheitsgöttin wie in einem plötzlich stärker gewordenen Sonnenlicht. Ihr Arm mit dem Schwert ragte wie neuerdings empor, und um ihre Gestalt wehten die freien Lüfte."
So beginnt das Romanfragment, das Kafka vor genau hundert Jahren zu Papier brachte. Amerika, das am Beginn einer rasanten technischen und ökonomischen Entwicklung steht, bringt den jungen Neuankömmling binnen kürzester Zeit zur Strecke, und wir verfolgen seinen Weg abwärts. Trotzdem gilt der Roman als das Heiterste, was Kafka geschrieben hat. Vergleichsweise ...
Videoausschnitte aus "Amerika":
Sprechen lernen
Drunt in de greana Au
Der Koffer


"Elektra", nach Euripides (Theater Marburg)
Klytämnestra ermordet ihren Mann, sie hat Gründe. Orest ermordet seine Mutter, er hat Gründe, tut es aber erst, als es ihm ein Gott befiehlt. Die Produktion setzte sich mit dem Phänomen Familie auseinander, nahm (natürlich) Bezug auf die Stücke des klassischen Altertums, die sich mit dem "Fluch der Atriden" beschäftigen, und hat sich zusätzlich von dem schottischen Anti-Psychiater, Familienforscher und Künstler Ronald D. Laing inspirieren lassen. Ein hochgradig riskantes Experiment während der Vorstellung bestand darin, Therapiesitzungen einer modernen Familie zu improvisieren.
Premiere war am 13. September 2014.
Ein kurzes Video zeigt Ausschnitte aus der Produktion. Klick ...


"Trakl 1914" (Halle / Saale)
Theaterprojekt über den expressionistischen Lyriker Georg Trakl, der 1914, nach den ersten Schlachterfahrungen im 1. Weltkrieg, seinem Leben mit einer Überdosis Kokain eine Ende setzte. Zum Team gehörten: die Schauspieler Astrid Kohlhoff und Mario Pinkowsky, der Maler und Szenograph Silvio Beck, sowie der Musiker Akki Schulz.


"Lost Campus"

Zusammenarbeit mit dem Theater Titanick, im Rahmen des bundesweit durchgeführten Festivals "Unorte". Projekt über ein vergessenes Kriegsgefangenenlager im Norden Münsters. Ein erster Schritt hin zum Sprechtheater für das Theater Titanick, ein erster Schritt hin zum Theater im öffentlichen Raum für mich!
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