Kantinengespräch


aus: Buck, Pianist

18.
In der Kantine des Konzertsaals (in der Stadthalle) entspinnt sich zwischen Buck und einem Kollegen („Eine späte Karriere will er machen! Illusion! Und die Schülerinnen! Schieben ihm das Bett nach. Ah!, ah! ...“, soweit Calderón) folgendes Gespräch:
„Ist der Calderón ein guter Lehrer?“
„Was ist ein guter Lehrer! Offenbar haben Sie Zweifel?“
„Nein, muss ehrlich sagen – ich mag den Calderón. Ist sogar eigentlich ein Freund von mir, aber ...“
„Ja?“
„Ich kann nur nach dem gehen, was ich an seinen Schülern sehe. Ausgenommen Ihre Person. Sie sind eine Ausnahme, ein Glücksfall – da kann niemand etwas verderben.“
„Sehr höflich, danke.“
„Nein, das ist ja klar. Aber seine anderen Schüler – ich sehe an den Bewegungen im Ellenbogen, dass da eine falsche Auffassung der Mechanik vorliegt. Die Fingerkraft ist auch, im Durchschnitt, zu wenig ausgebildet. Sie sitzen auch alle in einem ungewöhnlich großen Abstand zum Klavier.“
„Es wäre vielleicht besser, er wollte das jeweils Eigene betonen und nicht so sehr die Auffassungen seines verstorbenen Lehrers, der ja auch einer ganz anderen Generation angehört, seinen Schülern aufbrummen.“
„So sehen Sie das auch?“
„Natürlich.“
„Und das ist jetzt nur die Technik. Auffällig ist – “
„Jetzt sprechen Sie die Interpretationen an.“
„Ja. Auffällig ist, dass keinerlei Differenzierung zwischen Stilepochen erarbeitet wird. Ich persönlich finde das das Entscheidende.“
„Großes Manko, ja“, Buck nickt.
„Also“, fährt der Kollege fort, „mich würde es ja wirklich interessieren, wie denn der Unterricht bei Calderón abläuft. Denn: andererseits hängen seine Schüler ja mit geradezu abgöttischer Liebe, mit unerschütterlichem Vertrauen an ihm. Was sagt er denn, z.B., in so einer Stunde ...“
„Er sagt“, Buck lacht, „er sagt zum Beispiel, dass es ihm ganz egal ist, ob einer von hinten oder von vorne fickt.“
(Black.)

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